„liebe Sportsfreunde, hier ist wieder das Wembley-Fussball-Stadion zu London. Die Spieler stehen bereits auf dem Rasen. Schiedsrichter Gody Dienst pfeift die Verlängerung in diesem WM-Finale an. Beckenbauer spielt den ersten Pass und Bobby Charlton, der Captain der englischen Fussball-Nationalmannschaft stürzt sich dazwischen. Go for England, die Gesänge hallen durch das ovale Rund..“

Im Raum ist es dunkel, kein Sonnenstrahl dringt von aussen herein. Viele Augenpaare richten sich auf einen schwarzen Kasten aus dem schwarzweisse Bilder flimmern. Und die Stimme des Reporters knistert aus dem Lautsprecher. Ein Raunen, ein Stöhnen, Atem anhalten, die Spannung ist spürbar Auch ich sitze in dieser Ansammlung von schwitzenden Leibern. Sehe, dass da Fussball gespielt wird. Aber ich verstehe nicht was vor sich geht. Es ist mein erstes Fussballspiel am Fernseher. Draussen wäre doch so schönes Wetter, der Vierwaldstättersee ladet zum Bade. Aber alle meine Freunde sitzen hier. „Chunnsch au cho luege“ haben sie mich gefragt, „muesch cho, hüt chöme d’Schwobe uf de Sack öber“. „Jo jo“ meine Antwort, „klar chum i“, mir keine Blösse gebend.  Obwohl, ich wusste nicht mal dass in England eine Fussball-Weltmeisterschaft stattfindet.

Langweilig, langweilig, ich will an die Sonne und schleiche mich hinaus. Und spiele für mich mein Endspiel. Klar, dass ich gewinnen werde. „Goal, Goal“, ein Gebrüll dringt zu mir hinaus. Und ich husche schnell wieder in den Raum. 3 : 2 für England. Aha, sage ich mir und schleiche wieder weg. Wie lange dauert denn das Spiel noch? Wann kommen meine Freunde endlich. „Goal, Goal, Goal“. Noch grösser der Jubel. Mit einem Satz bin ich wieder im Saal. Offenbar ist das Spiel entschieden. Die meisten klopfen sich auf die Schultern, die Fenster werden geöffnet und die Erwachsenen lassen Bierflaschen kreisen. „Was meinsch, isch de Böle wörkli hinder de Linie gsi“, fragt mich René? „Ähm, ähm“ druckse ich herum, „be ned sicher“.

Ich hab damals einen sporthistorischen Moment verpasst, das sogenannte Wembley-Goal. Aber noch heute weiss man nicht genau ob der Ball wirklich hinter der Linie war oder nicht. Und mittlerweile gehe ich sogar freiwillig an Fussballspiele, esse eine Bratwurst und trinke ein Bier.